Hey Philip

Performance

Der Blick der Kamera richtet sich durch die Fenster des Schlafzimmers von Piet Esch auf die Gänge und Räume des Toni-Areals. Ein Blick, der kurz zuvor noch auf die Strassen seiner Heimatstadt Berlin gerichtet war. Einer, der nun durch ein Modellzimmer geht. Der Privatraum trifft auf Umgebungen, an denen ungestörtes, ungesehenes Arbeiten durch Glasscheiben und Überwachungskameras nahezu verunmöglicht wird. Und es drängt sich die Frage auf, was hier eigentlich das Modell ist: Ist es das mobile Zimmer oder das Toni-Areal selbst, das sein Funktionieren als Kunsthochschule – einem Ort, an dem künstlerisches Arbeiten begünstigt werden sollte – noch unter Beweis stellen muss. Das Zimmer ist Schutzraum und Distanzierungshilfe zugleich, die Mobilität Chance und Entwurzelung in einem. Denn das Modellzimmer hat seinen Bezugsgegenstand unterdessen verloren: die Wohnung steht als Eigentumswohnung zum Verkauf. Was in Berlin als relativ dynamischer Prozess vonstatten ging, soll in Zürich unmittelbar geschehen: die Kunsthochschule soll Zürich-West beleben. Auf ihrem Spaziergang durch das Toni-Areal begleiten Piet Esch und sein Kindheitsfreund aus Berlin die Leute ein Stück auf ihrem Weg. Hey Philip befasst sich jedoch nicht nur auf inhaltlicher Ebene mit dem Verhältnis von Privatem und Öffentlichem, sondern setzt dieses auch auf medialer um: Der Spaziergang war über einen Live-Stream verfolgbar, wobei sich Zuschauer von überall hinzuschalten konnten und ebenso begannen, via SMS mit dem Geschehen zu interagieren. So werden zeitgenössische Kommunikationskanäle und mediale Vermittlungsformen wie Streaming zu Hilfsmitteln ihrer eigenen Kritik: dem Verschwinden und Verkaufen des Privatraums zu Gunsten eines, über das Internet ubiquitär abrufbaren Überwachungsraums.

Sprecher: Piet Esch, Carlos Stockhausen
Mitwirkende: Sarine Waltenspül und Wittwer Angela 

Miniaturmodell: Piet Esch

Der Modellspaziergang fand am 11. Januar 2015 im Rahmen Playground im Toni-Areal der Zürcher Hochschule der Künste statt und wurde 2015 mit dem Medienkunstpreis Oberrhein/ Artline Magazine ausgezeichnet.

Hey Philip, 2015